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Leseproben
aus dem Roman:
Von Liebe, Leidenschaft und Wut
Die
rote Laterne von nebenan - oder einfach, weil Gefühle
uns stark machen
Es
ist trostlos in dieser Stadt an einem trüben Winterabend. Dicker,
dichter Nebel
hängt über den Häuserschluchten der seelenlos grauen
Mietskasernen, jenen kläglichen Armutszeugnissen der stupiden,
abgestumpften, realexistierenden Einfallslosigkeit unserer modernen
Architekten, die einen geradezu zum Nachdenken bringen müssen,
ob der heutige, ja postmoderne Mensch des 21. Jahrhunderts vom Schicksal
nicht re-gelrecht dazu verurteilt und vorherbestimmt ist
ähnlich einer Legehenne in der Monotonie dieser Wohnvollzugsmaschinen
wie vorprogrammiert, stumpfsinnig sein Irdendasein zu fristen, bis
der Tod ihn scheidet oder besser gesagt, letztlich erlöst
In den Herzen vieler junger Menschen lebt diese Utopie der großen
Freiheit des frühen Erwachsenenseins ja das endlos berauschende
Gefühl, alles liege noch vor einem
Doch kostet diese - in der Trivialität der Alltagsmedien -
angepriesene Pseudofreiheit, letztlich nicht ganz gewaltig ihren
Preis? Sind wir zivilisationsdressierten, an Informationen überschütteten
Massenmenschen letzten Endes nicht nur noch Beu-teobjekte, die sich
freiwillig vom uns tagtäglich eingedrillerten Konsumzwang nicht
nur schleichend, sondern sicher versklaven lassen?
Die Gewohnheit lässt uns bekannterweise blind werden für
nur allzu vieles. Im Herzen tragen wir jene Sehnsucht, ein
Stück dieser Erde als unser ureigenstes Eigentum ja
als unseren und eben nur unseren Platz - betrachten zu können,
andererseits lassen wir uns allzu schnell verlocken von Werbung
im Internet oder anderswo, welche ständig in uns das unersättliche
Fernweh zu Traumdestinationen in fernen Kontinenten weckt. -
Aurora und Fred wohnen in dieser Vorstadtwohnsiedlung seit eineinhalb
Monaten. Nachdem sie sich seit rund zwei Jahren kennen, ist dies
die erste Wohnung, in der sie nun zusammenwohnen. Und so sehnten
sie sich schon seit geraumer Zeit danach, ihren Traum vom gemeinsamen
Leben doch endlich wahr machen zu können. Durch Zufall stießen
sie auf eine freistehende 3 ½ - Zimmerwohnung im zweiten
Stock, eines dieser wie Zigarrenschachteln langweilig nebeneinander
gereihten, seelenlosen Betonklötze. Das kleine Glück zu
zweit finden zu können, in einer haltlosen Welt, in der man
nur allzu schnell die Orientierung verliert, das war und blieb stets
ihr heißersehntes Ziel! Fred, der als Angestellter in einem
Büro sauer seinen Lebensunterhalt verdingt und Aurora, welche
von Haus aus Verkäuferin ist, machten sich somit auf den Weg
der Sucher- und Sammlerwallfahrten durch eine ganze
Reihe lichtüberfluteter elendiger Konsumhöllen, um entsprechend
ihrem Budget Möbel für das gemeinsame Zuhause finden zu
können.-
Und da galt dann auch einmal wieder der bekannte Spruch: Wo
viel Licht, da nicht nur viel Schatten, sondern da ist auch viel
Kitsch und Ramsch! Fred und Aurora erstanden ein paar seelenlose
Metallhocker mit Kunstleder, ein Nullacht-fünfzehn Ehebett,
eine Lack-Couch, und für die Essküche eine Lampe mit rotem
Kunstseidelampenschirm. Nur für das Schlafzimmer konnte sich
Aurora eine alte Biedermeierkommode, die noch von ihrer Urgroßoma
stammt, ergattern. Fernöstlich angehauchte Kunstseidegardinen
sollten ihrem neuen gemeinsamen Nest den Hauch exotischer,
ferner Länder und projizierter Romantik geben
***
Ein
kleiner Junge erzählt von Weihnachten:
Lieber
Onkel Markus,
Nein, nein, ich kann mich nicht mehr auf Weihnachten freuen. Das
wird dich sicherlich überraschen, doch ich habe wirklich die
Nase voll!
Jedes Jahr erleben Melanie und ich dasselbe Spiel:
In der Adventszeit werden wir von Mutti und Vati von Geschäft
zu Geschäft geschleppt, und man fragt uns nach unserem Weihnachtswunsch.
Jeden Advent ertragen wir den Konsumterror in diesen
elendigen lichtüberfluteten Konsumhöllen,
wo es doch nur darum geht, den Menschen das Geld aus der Tasche
zu ziehen. Ich habe es wirklich satt. Jedes Jahr vor Weihnachten
gibt es nur Stress. Mutti ist aggressiv und Papi explodiert wegen
jeder Kleinigkeit. Melanie und ich bekommen immer nur vorgehalten,
dass wir braver, disziplinierter und dankbarer sein müssten.
Papi hat nie Zeit für uns und Mutti ist vor Weihnachten wie
eine Atombombe.
Ach, lieber Onkel Markus, ich sage noch nichts von Weihnachten.
Ich habe ja immer geglaubt, Weihnachten sei das Fest an dem sich
die Menschen gut verstehen. Aber bei uns ist das ganz anders:
Schon am 4. Adventssonntag frisst Papi sehr viele Tabletten. Denn
am 23. Dezember kommt Großmutti. Sie bleibt bei uns über
Weihnachten bis zum 28. Dezember. Melanie und ich, wir freuen uns
immer, wenn Großmutti kommt, denn sie hat uns wirklich gern
und ihre Geschenke sind einfach toll. Ich bin immer traurig, wenn
sie dann am 28. Dezember schon wieder heimfährt
***
Weil
Liebe letztlich mehr ist
Liebe
ist wie die Brandung in der Sturmflut des Lebens. Sie ist dies,
was uns am leben, hoffen und träumen hält. Eine Brücke,
die sich weit über alle Altersabschnitte unseres Daseins erstreckt.
In ihr werden wir frei von jenen lähmenden Banden unseres Verstandes.
Sie ist diese magische Kraft, der es immer wieder unverhofft gelingt,
an unserem Innersten zu rühren, um uns in uns selbst zu verführen.
- Liebe ist geheimnisvoll, unberechenbar, so fern und stets doch
so nah. Wenn sie uns erwischt sind wir ihre hilflosen Opfer, doch
im Herzen bleiben wir die unbezwingbaren Sieger. Es ist der Duft
und der Hauch zweier Körper, die sich magnetisch anziehen,
um sich einander zu verzaubern. - Es ist dies der Morgentau, ein
erfrischender Hauch in unserer Seele, der einfach nur nach einem
verlangt: Nach noch mehr
Wir können und wollen uns nicht sattsehen an jener geliebten
Person, der wir unser Herz verschenkt und auf dem höchsten
Altar der Sehnsüchte geopfert haben. Es ist immer wieder jene
endlose Kraft, die unsere Sinne übersteigt, wenn wir in deren
Bann geschlagen werden. Egal wer oder was wir auch immer sind, wir
stehen schlichtweg leer und hilflos da, wenn uns jenes wundersame
Gefühl erobert, anders werden lässt und mysteriös
verwandelt. Ob du jung oder alt bist, ob arm oder reich, wenn das
Feuer der Liebe um sich greift, dann sind wir letzten Endes alle
gleich. Wenn wir den Hauch der Sinne spüren, und die schönsten
der Gefühle unseren Verstand berühren, dann gibt es zu
guter Letzt nur noch den einzigen Wunsch, sich zärtlich, sanft
und sacht einander und miteinander zu verführen
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